Die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT), das German Convention Bureau (GCB) und der Europäische Verband der Veranstaltungs-Centren (EVVC) haben die Befunde des alljährlichen „Meeting- & Event-Barometers“ vorgelegt. Die Studie zeigt, dass sich der Veranstaltungsmarkt in Deutschland allmählich erholt – sowohl quantitativ als auch qualitativ, wie es in einer gemeinsamen Mitteilung heißt. Demnach ist die Zahl von Präsenzveranstaltungen deutlich gestiegen. Hybride und virtuelle Formate verlieren zunehmend an Relevanz.
Rückkehr und Wandlung
Die Ergebnisse weisen auf zwei parallele Trends hin: die sukzessive Erholung des Markts begleite eine voranschreitende strukturelle Transformation.
Zum einen habe sich 2022 die Zahl von internationalen Geschäftsreisen nach Deutschland im Vergleich zum Vorjahr von fünf auf elf Millionen mehr als verdoppelt. Gleichzeitig kehrt der MICE-Markt verändert zurück: Business Events würden künftig vor allem durch kurzfristigere Planungszyklen, einem stärkeren Einfluss von Nachhaltigkeitsaspekten sowie von erhöhtem Personalbedarf bestimmt.
Deutschland hat EU-weit die Nase vorn
Im Vergleich zu den internationalen Wettbewerbern habe Deutschland seine Position als Geschäftsreiseziel Nummer 1 der Europäer mit 9,2 Millionen Geschäftsreisen weiter ausbauen können. Im EU-Ranking liegen die Deutschen damit weit vor Frankreich mit vier Millionen und Spanien mit 2,9 Millionen Geschäftsreisen.
60 Prozent der Business Trips aus Europa nach Deutschland waren laut Analyse 2022 promotable Geschäftsreisen – also Kongresse und Konferenzen, Messen oder Incentives. Aus den Überseemärkten habe der Anteil sogar bei 67 Prozent gelegen. Der Sektor Business Travel befinde sich insgesamt nach zwei Jahren coronabedingter Rückgänge erstmals wieder im Wachstum und erreiche rund 70 Prozent des Rekordniveaus aus dem Vorkrisenjahr 2019.
Markt ist resilienter geworden
Die Entwicklung des deutschen Veranstaltungsmarktes im Jahr 2022 unterstreiche dessen „transformative Kraft angesichts multipler Herausforderungen“ ebenso wie die konstante Relevanz von Business-Events im Kommunikations-Mix von Organisationen.
Neben den positiven Aussichten stellen die Sorgen-Themen Energie, Inflation und Personalnot die größten Herausforderungen für die kommenden Jahre dar. Zu den meistgenannten Folgen der verschiedenen Herausforderungen zählen bei den Anbietern eine Veränderung der Gebäude-Bewirtschaftung und ein größerer Preisdruck durch die KundInnen. Für die VeranstalterInnen zählen vor allem die steigenden Kosten und Budgetkürzungen zu den herausforderndsten Folgen.
Am stärksten mache sich der MitarbeiterInnenmangel in den Tagungshotels bemerkbar. Fast 70 Prozent von ihnen geben laut Analyse an, dass sie auf der Suche nach Personal sind, was sich auf die Belastung der bestehenden Teams auswirkt.
Um dieser Situation entgegenzuwirken, werde jetzt vor allem auf Diversität in den Teams sowie auf die stärkere Förderung von Frauen in der Branche gesetzt. Das seien „wichtige Lösungsansätze für den Fachkräftebedarf und wirken als positive Wettbewerbsfaktoren für Unternehmen“, ist EVVC-Präsidentin Ilona Jarabek überzeugt.
Top-Thema: Nachhaltigkeit
Vor allem im Hinblick auf das Thema Nachhaltigkeit sei der sinnvolle Einsatz von Digitalisierung unumgänglich, so die Herausgeber. In der aktuellen Befragung werde die Wichtigkeit von Nachhaltigkeit grundsätzlich höher bewertet als noch bei der letzten Befragung. „Mehr als die Hälfte der Veranstalter geben im Meeting- & Event Barometer an, dass ihre Kunden die Berücksichtigung von Nachhaltigkeit erwarten“, unterstreicht DZT-Vorstandsvorsitzende Petra Hedorfer.
Rund ein Fünftel der Anbieterbetriebe sei bereits im gesamten Bereich der Lieferkette strategisch nachhaltig aufgestellt. Die große Mehrheit der befragten Anbieter kann verschiedene Teilbereiche nachhaltiger Bestrebungen erfüllen, während weniger als 10 Prozent der Befragten sich nicht aktiv mit dem Thema beschäftigen.
Zahlen: TeilnehmerInnen 2022 vs. 2021
Die Zahl der TeilnehmerInnen an Präsenzveranstaltungen habe sich 2022 auf 172 Millionen belaufen, zusammen mit den Vor-Ort-TeilnehmerInnen hybrider Events seien es sogar 184 Millionen. Das bedeutet einen Zuwachs der reinen PräsenzteilnehmerInnen von 246 Prozent (2021: 50 Millionen). Hinzu kamen im letzten Jahr weitere 28,5 Millionen Online-TeilnehmerInnen hybrider Veranstaltung (2021: 36,3 Millionen) und noch mal 53,4 Millionen reine Online-TeilnehmerInnen (2021: 327 Millionen).
Insgesamt fanden 2022 in Deutschland über alle Formate – online, hybrid, analog – hinweg 2,6 Millionen Veranstaltungen mit insgesamt 266,4 Millionen TeilnehmerInnen statt.
Ausblick macht Mut
Basierend auf den Umsätzen aus 2022 seien die Aussichten für die Jahre 2023/2024 „überaus positiv“, heißt es. Sämtliche Anbieter sowie Betriebsarten gehen demnach für die nächsten beiden Jahre von einer Umsatzsteigerung von rund 20 Prozent aus.
Die VeranstalterInnen bestätigen diesen Ausblick: 81 Prozent gehen von einer guten bis sehr guten Buchungslage in den kommenden Monaten aus und rechnen mit einem Budget-Wachstum von ebenfalls rund 20 Prozent bis 2023/2024.
Die vollständige Analyse „Meeting- & Event Barometer 2022/2023“ finden Sie hier zum Download.