Deutschland glücklich Meetingwunderland!

Sonntag, 07.07.2013
Für 2012 wurden wirklich schöne 2,97 Millionen Veranstaltungen (+ 9,2%) mit 362 Millionen Teilnehmern (+ 7,2%) in 6.939 Veranstaltungsstätten (+ 4,9%) mit mindestens 100 Sitzplätzen im größten Saal bei Reihenbestuhlung angezeigt. Mit weniger als 99 Plätzen gibt es noch wesentlich mehr, was die Bedeutung des Standortes Deutschland für die Tagungsbranche unterstreicht. Blickt man zurück auf… Read More »
Eva Muschelknautz

Für 2012 wurden wirklich schöne 2,97 Millionen Veranstaltungen (+ 9,2%) mit 362 Millionen Teilnehmern (+ 7,2%) in 6.939 Veranstaltungsstätten (+ 4,9%) mit mindestens 100 Sitzplätzen im größten Saal bei Reihenbestuhlung angezeigt. Mit weniger als 99 Plätzen gibt es noch wesentlich mehr, was die Bedeutung des Standortes Deutschland für die Tagungsbranche unterstreicht. Blickt man zurück auf das Basisjahr 2005, so ist die Anzahl der Veranstaltungen seitdem um 370.000 und die Zahl der Teilnehmer um 70 Millionen Personen gestiegen. Welche Branche hat ein solches solides Wachstum?

Zusammengetragen vom Europäischen Institut für TagungsWirtschaft an der Hochschule Harz (EITW) im Auftrag der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT), dem German Convention Büro (GCB), und dem Europäischen Verband der Veranstaltungszentren (EVVC) und gemeinsam auf einer Pressekonferenz in Frankfurt überzeugend vorgestellt, gibt das Meeting- & EventBarometer Deutschland (MEB) auf 61 PowerPoint-Folien eine Fülle interessanter marktrelevanter Details preis. Hier eine Auswahl der bedeutenderen.

Täglich drängt eine neue Location in den Markt!
Die Veranstaltungsstätten, auch als Anbieter (Provider) bezeichnet (von den 6.500 befragten haben 292, 4,5% geantwortet), werden unterteilt in Kongress- und Veranstaltungszentren (1.636; +4,7%), Tagungshotels (3.290; +0,7%) und Eventlocations (1.986; +13%). Letztere, mit einem stürmischen Zuwachs von 230 Einrichtungen, umfassen nach der MEB Definition Burg/Schloss, Kloster, Museum, Fabrikhalle/Lokschuppen, Studio, Freizeitpark, Zoo, Bildungseinrichtung/ Hochschule, Flughafen. Gesamt gesehen drängte jeden Werktag eine neue Veranstaltungsstätte in den Markt. Im Jahresdurchschnitt wickelte jede von allen 430 Veranstaltungen mit 52.000 Teilnehmern ab.

Die Gewichtungen sind der Struktur der Anbieter entsprechend allerdings sehr unterschiedlich verteilt. Gut zwei Drittel (63,9%) das sind 1,898 Millionen, der Veranstaltungen haben weniger als 100 Teilnehmer, 800 Tsd. bringen bis 500 Teilnehmer zusammen und immerhin fast 18 Tsd. können mehr als 5.000 Teilnehmer anziehen. 232,8 Millionen Menschen strömen in die Kongress- und Veranstaltungszentren, 60,8 Millionen kommen in die Tagungshotels und 68,4 Millionen wählen Veranstaltungen in Eventlocations.

Als internationale Veranstaltungen (mit mindestens 10% ausländischen Teilnehmern) gelten 6,1%. Das sind 182 Tsd. mit ca. 5,9 Millionen Teilnehmern (davon 2,6 Millionen auf Messen). Wichtigste Quellmärkte sind: Großbritannien, USA, Schweiz, Niederlande, Frankreich, und an zehnter Stelle Polen.

Drei große Themenkomplexe bewegen Anbieter und Veranstalter: 1. der Markt und seine Entwicklung, 2. Nachhaltigkeit, 3. Compliance, und spiegeln sich auch im MEB 2013 wieder.

Die Anbieter holen sich zu 43,9% ihre Informationen selbst aus dem Markt, was doch eine bemerkenswerte Initiativentfaltung bedeutet. 19,7% nutzen das Know-how der Branchenverbände. Die Veranstalter (von den weltweit 12.700 Befragten haben 570 geantwortet) hingegen verlassen sich zu 66,9% auf eigene Quellen, während 15,8% sich auch an Verbände halten. Man darf unterstellen, dass Fachzeitschriften und inzwischen das Internet als Informationsmedien ein große Rolle spielen.

Erreichbarkeit ist Top-Kriterium bei Destinationswahl
Bei der Beurteilung des Marktes, seiner Entwicklung und den daraus resultierenden Entscheidungskriterien weichen Anbieter und Veranstalter bemerkenswert voneinander ab. Nahezu ein Drittel (31,7%) der Anbieter führt als Gründe für Veränderungen gegenüber dem Vorjahr Standortfaktoren an. Jeder Vierte nennt das Geschäftsklima in Deutschland und jeder Fünfte sah sein eigenes Haus dafür ausschlaggebend. Es wird allerdings nicht deutlich, ob hier ein Investitionsstau signalisiert wird, oder ob kürzliche investive Maßnahmen die Attraktivität gesteigert haben. Auf der Veranstalterseite sind für die Wahl einer Destination allen voran die Erreichbarkeit (84,2%), die Infrastruktur (78,7%) und das Preis-/Leistungsverhältnis (72,1%) prägend.

Auffallend ist, dass die Anbieter innovative Trends deutlich zurückhaltender einschätzen als die Veranstalter. Interaktiven Veranstaltungsformen messen sie mit nur 19,1% im Vergleich zu 32,1% eine höhere Bedeutung zu. Bei Hybriden Events ist es jeder Dritte, während die Hälfte der Veranstalter größere Potentiale sieht.

Ohne Zweifel hat sich das Bewusstsein für nachhaltiges Agieren auf beiden Seiten gefestigt. Nahezu 40% der Anbieter hat zwischenzeitlich ein Nachhaltigkeits-Managementsystem etabliert. Und 44% der Veranstalter favorisieren das, obwohl nur 29% der Anbieter diese favorable Einstellung ins Auge fällt. Offensichtlich gibt es bei realistischer Bewertung eine erhebliche Diskrepanz, denn als „Zünglein an der Waage“ bei der Wahl eines Veranstaltungsortes, schlägt Nachhaltigkeit mit lediglich 5,9% aus.

Divergenz zwischen Anbietern und Buyern beim Thema Compliance
Voll eingeschlagen hat dagegen bei den Veranstaltern das Thema Compliance; fast 60% (+30%!) sehen ihre Veranstaltungen dadurch beeinflusst. Überraschend, dass die Anbieter zu 67% dem gelassen gegenüberstehen. Knapp 27% haben schwach und nur 6% stark ihre Angebotsstruktur der Entwicklung angepasst.

Nahezu identisch auf hohem Niveau, also neun von zehn Befragten auf beiden Seiten sagen, es wird der Einfluss des demografischen Wandels und die Bedeutung interkultureller Kompetenzen im Zeichen der Globalisierung eingeschätzt. Und ebenso viele, nimmt man die Antwort „unverändert“ als gleichwertig, sehen die weitere Entwicklung des gesamten Veranstaltungsmarktes positiv. Beste Voraussetzungen also für das Meeting- & EventBarometer Deutschland auch weiterhin auf „schön“ zu zeigen.