Sie sind Cousins, beide 30 Jahre alt und gelernte Tischler: Christian Schröder und Marcel Bednarz. Die Idee zur „lounge factory“ kam Schröder, als er in Hamburg bei einem Catering-Unternehmen gearbeitet hat, das häufig Mobiliar bei anderen Vermietern gebucht hat. Schnell fiel ihm auf, dass viele Kunden für ihre Events keine Möbel „von der Stange“ haben wollten, sondern sehr individuelle Lösungen gesucht haben. „Das war die Marktnische, die wir entdeckt und für die Gründung von lounge factory genutzt haben“, sagt Schröder.
Extravagante Barhocker, speziell gestaltete Bartresen oder gemütliche Design Lounges – die jungen Tischler wollen für ihre anspruchsvollen Kunden wie den Elektronikhersteller Samsung, die Lebensmittel-Gruppe Edeka oder den Fernsehsender Pro7 keinen Mainstream produzieren, sondern außergewöhnliche Mietmöbel entwickeln, die sonst kein Möbel-Vermieter im Angebot hat.
Wenn ein Möbelstück nicht auf Lager ist, wird es auf Kundenwunsch extra neu angefertigt, angepasst, neu lackiert, neu bezogen oder komplett neu entwickelt. Christian Schröder und seine sechs Mitarbeiter denken sich dabei die Ideen für die exklusiven Möbel selbst aus, stellen sie in Handarbeit her und passen sie dem Konzept der jeweiligen Veranstaltung an. Alltagsware aus dem Katalog wird bei diesem individuellen Konzept nicht eingesetzt. Und das zahlt sich aus: Mehr als 580 Veranstaltungen belieferte die lounge factory mit ihrem speziellen Mietmobiliar in diesem Jahr – unter anderem die Pressekonferenz von Pro7 und Sat1 und das „Maritime Wind Dinner“.
Die Papststuhl-Bauer aus Hamburg-Stellingen
Bis zu 1.000 Möbelstücke kann man bei der lounge factory für eine Veranstaltung mieten. Die Mitarbeiter stellen die Spezialmöbel aber nicht nur her, sie liefern diese auch an und bauen sie vor Ort auf. Besonders viel Arbeit hatten die Hamburger damit, auf der Windforce Messe 2012 in Bremen, dem bislang größten Auftrag des jungen Unternehmens. Mehr als 4.000 Quadratmeter statteten die Möbel-Profis mit ihren Mietmöbeln aus – unter anderem die Aftershow-Party, etliche Messestände und sogar ein Event auf dem Rathausplatz. Ganz nach der Philosophie der Hamburger: Mietmöbel für jeden Zweck!
Die Windforce 2012 war zwar der größte, aber längst nicht der spektakulärste Coup: 2011 bekamen die jungen Tischler den Auftrag, einen Stuhl für eine der prominentesten Persönlichkeiten der Welt zu bauen – für Papst Benedikt XVI. Ein einfach gestalteter Stuhl aus europäischer Eiche, ohne viel „Schnick-Schnack“, so lautete der Auftrag aus dem Vatikan, beziehungsweise aus dem Erzbistum Berlin. Dazu ein ebenso schlichter Altar, ein Rednerpult sowie 20 Kardinalsstühle für die Deutschlandreise des ehemaligen Papstes. Aber: Kann eine Aufgabe für den Papst einfach sein? Zumindest das „Timing“ war es nicht, denn die päpstlichen Möbel mussten in gerade einmal zehn Tagen fertig sein. Allein am Stuhl des Papstes, der darauf vor mehr als 60.000 Menschen im Berliner Olympiastadion Platz nahm, werkelten Schröder und seine Mitarbeiter sechs schweißtreibende Tage lang. Doch die Anstrengungen haben sich gelohnt: Schließlich kann nicht jeder von sich behaupten, einmal einen Stuhl für den Papst gebaut zu haben. „So etwas macht man nur einmal im Leben“, so Christian Schröder.