Vom Tellerwäscher zur Fachkraft

Donnerstag, 28.01.2016
Soziale Verantwortung. Nicht nur der Fachkräftemangel ist im Gastgewerbe deutlich zu spüren. Viele Hotels beklagen sich, dass an allen Ecken und Enden motivierte und serviceorientierte Mitarbeiter fehlen: „Für unsere gesamte Branche ist es heute schwierig, geeignete Mitarbeiter zu finden, da sich immer weniger Menschen für einen Job in der Hotellerie bewerben“, bestätigt Marcus Smola, Geschäftsführer… Read More »
BW /  Marcus Smola (2.v.l.) und Paolo Masaracchia, Hoteldirektor (r), mit den drei Bewerbern im Hotel.

Soziale Verantwortung. Nicht nur der Fachkräftemangel ist im Gastgewerbe deutlich zu spüren. Viele Hotels beklagen sich, dass an allen Ecken und Enden motivierte und serviceorientierte Mitarbeiter fehlen: „Für unsere gesamte Branche ist es heute schwierig, geeignete Mitarbeiter zu finden, da sich immer weniger Menschen für einen Job in der Hotellerie bewerben“, bestätigt Marcus Smola, Geschäftsführer Best Western Hotels Central Europe. Aus diesem Grund geht nicht nur Best Western neue Wege, um Vakanzen zu besetzen.
 
Ein außergewöhnliches Projekt hat die Hotelkette mit Hauptsitz in Eschborn bei Frankfurt in einer TV-Sendung begleitet. Anlässlich der SAT.1-Dokumentation „Von der Straße in den Job“, die Sonntag den 31. Januar ausgestrahlt wurde, hat sie Sozialarbeiter darin unterstützt, Wohnungslosen Perspektiven und Chancen auf eine Rückkehr in einen Beruf zu geben. Drei Bewerber ohne festen Wohnsitz bekamen hier die Chance, in einem Berliner Hotel der Gruppe Praktika zu absolvieren und so die ersten Schritte in ein geregeltes Leben zu gehen. Während der zwei Wochen haben die Praktikanten verschiedenen Bereiche der Hotels kennen gelernt und wurden außerdem darin unterstützt eine Wohnung zu suchen, Behördengänge zu absolvieren und Arztbesuchen zu bewältigen. „Es kommt nicht nur auf fachliche Qualifikationen an, sondern auch darauf, ob ein Mitarbeiter die richtige Einstellung und die Lust an Service und Dienstleistung mitbringt. So lohnt es sich, auch bei Menschen mit unterbrochenem Lebenslauf – nicht nur auf Wohnungslose bezogen – ein weiteres Mal hinzuschauen und damit engagierte Mitarbeiter zu finden“, unterstreicht Best-Western Chef Smola.
 
Einen neuen engagierten Mitarbeiter hat das Dolce in Bad Nauheim bereits gefunden, und ist mit ihm ebenfalls neue Wege gegangen. Alaa Haidar, 32 Jahre alt, ist anerkannter Flüchtling aus Syrien. Nachdem er das Kriegsgebiet in seiner Heimat verlassen hat, ist er nach langer Reise in die Flüchtlingsaufnahmestelle in Wetzlar und schließlich über eine Hotelmitarbeiterin des Dolche nach Bad Nauheim gekommen.
Inzwischen wohnt Haidar im Personalhaus des Hotels und arbeitet in der Spülküche. „Unterschiedliche kulturelle Hintergründe sehen wir in einer internationalen Branche wie der Hotellerie als Bereicherung. 19 verschiedene Nationen sind aktuell im Dolce tätig. Es werden sicherlich noch weitere dazukommen“, sagt Michel Prokop, General Manager des Dolce Bad Nauheim.
 
Unterschiedliche Nationen will das Estrel Berlin zusammenführen und übernimmt somit soziale Verantwortung. Das Hotel veranstaltet am 29. Februar 2016 eine Jobbörse für geflüchtete Menschen. Über 150 Unternehmen werden vor Ort sein – von der Berliner Sparkasse über Berlin-Chemie, DAK Gesundheit und Randstad Deutschland bis hin zu Vattenfall und Zalando. „Mit der Jobbörse wollen wir geflüchtete Menschen mit Unternehmen zusammenbringen, die Arbeitskräfte suchen“, sagt Ekkehard Streletzki, Eigentümer des Estrel Berlin. So können nicht nur in der Hotellerie neue Mitarbeiter gefunden werden, die sich zu Fachkräften entwickeln können.

Julia Bierwirth